Fachnews 13.09.2014

Umfinanzierung von Kontokorrentkrediten in zinsgünstigere Darlehen bietet Chancen und Risiken

Vor dem Hintergrund der aktuell günstigen Kapitalzinsen für mittelfristige Darlehen und der zum Teil noch immer hohen Kontokorrentzinsen rücken die Möglichkeiten und Grenzen der Umfinanzierung von Kontokorrentinanspruchnahmen im Rahmen der Finanzierungsberatung nochmals stärker in den Vordergrund.

Dabei kommen Umschuldungen grundsätzlich immer (nur) dann in Betracht, wenn eingeräumte Kontokorrentlinien nicht mehr kurzfristig für die Vorfinanzierung von Liquiditätsspitzen sondern bereits absehbar für einen längeren Zeitraum konstant (!) und „Zweckentfremdet“ genutzt würden.

Durch günstigere Kapitalzinsen kann in diesen Fällen in aller Regel durch die Umschuldung eine Reduktion der laufenden Zinsbelastungen erreicht werden. So kann in einer Beispielrechnung bei einem Umschuldungsbetrag in Höhe von 50.000 Euro zu einem Kontokorrentzinssatz von 9,00% in einen Liquiditätskredit der L-Bank mit einem Sollzinssatz von 3,75% (L-Bank Liquiditätskredit, Laufzeit 10 Jahre, Risikopreisklasse E) die jährliche Zinsbelastung im ersten Jahr von 4.500 Euro auf 1.875 Euro gesenkt werden. Der Differenzbetrag von immerhin 2.625 Euro deckt dabei bereits fast 40% der jährlichen Annuität des Zieldarlehens.

Die wesentlichen Chancen der Umfinanzierung bestehen soweit im planmäßigen Abbau der aufgelaufenen Kontokorrentinanspruchnahme über eine fest vereinbarte Darlehenslaufzeit sowie im Einsatz „ersparter“ Zinsen als Tilgungsbeitrag.

Dem steht auf der Risikoseite der feste, monatliche Kapitaldienst (Zinsen und Tilgung) gegenüber, der in der Regel deutlich höher sein wird, als die zuvor angefallenen Kontokorrentzinsen. Insbesondere wenn die bisherige Kontokorrentinanspruchnahme in einer strukturellen Liquiditätsschwäche des Unternehmens gründet, besteht hier die Gefahr, dass der neue Kapitaldienst „aus eigener Kraft“ nicht erreicht werden kann und das Unternehmen in eine weitere Verschuldung steuert. Weiter verzichtet das Unternehmen in der Umschuldung auf die Flexibilität der Kontokorrentzusage und bindet sich auch dann an die vereinbarte Laufzeit und den vereinbarten Kapitaldienst, wenn die Liquidität zu einem Abbau der Kontokorrentinanspruchnahme kurz- oder mittelfristig im Unternehmen zur Verfügung stünden.


Fazit

Eine Umschuldung bestehender Kontokorrentlinien in mittel- oder längerfristige Darlehen kann für Unternehmen eine attraktive Möglichkeit bieten, laufende Zinskosten zu reduzieren und aufgelaufene Schulden planmäßig abzubauen. Dabei löst die Umschuldung jedoch nicht den betrieblichen Grund der früheren Kontokorrentinanspruchnahme und führt immer auch das Risiko einer „Verschuldungsspirale“ mit sich. Eine wirtschaftlich sinnvolle Umschuldung setzt damit, neben der grundsätzlichen Bereitschaft des jeweiligen Bankpartners, die systematische Analyse der bisherigen Liquiditäts- und Strukturprobleme sowie die Entwicklung einer Finanzierungsstrategie und Machbarkeitsanalyse im Sinne einer Liquiditäts- oder Kapitalflussrechnung voraus. Nur vor diesem Hintergrund lassen sich die Chancen und Risiken einer Umschuldung rational bewerten und gegenüber „verlockenden“, kurzfristigen Zinsvorteilen abwägen.

Autor: Dipl.-Kfm. Matthias Herkert, Leiter Consulting